„Inklusion – wir gestalten gemeinsam!“ – Auftaktveranstaltung an der Realschule Gräfenberg

Die 5. Bildungskonferenz der Bildungsregion Landkreis Forchheim fand dieses Jahr an der Realschule Gräfenberg statt. Diesmal stand sie unter dem Motto „Inklusion – Wir gestalten gemeinsam!“ und rückte die Bedeutung und Vielfalt des Themas Inklusion in den Fokus.

Rund 80 engagierte Personen aus dem Bildungsbereich und Erziehungswesen kamen zusammen, um sich auszutauschen, zu vernetzen und gemeinsam Wege zu finden, wie Inklusion im Landkreis Forchheim weiter vorangetrieben werden kann.

Die Veranstaltung wurde vom Bildungsbüro des Landkreises Forchheim organisiert, das im Vorfeld viele Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamts, mit Lehrkräften und weiteren Akteuren wie z.B. der Offenen Behindertenarbeit (OBA) und der Agentur für Arbeit geführt hatte. Als Knotenpunkt der Bildungslandschaft bestehen die Aufgaben des Bildungsbüros unter anderem darin, gesellschaftliche und politisch relevante Themen voranzutreiben, die entsprechenden Akteurinnen und Akteure zusammenzurufen und gemeinsam an Strategien und Lösungen zu arbeiten. Bisherige Bildungskonferenzen behandelten die Themen „Leseförderung/Medienbildung“, „Übergang Schule-Beruf“ und „Ganztagsschule“. Zuletzt wurde im Herbst 2023 das Jubiläum „10 Jahre Bildungsregion Landkreis Forchheim“ mit über 100 Gästen gefeiert.

Das Thema „Inklusion“ wurde nun bei der aktuellen Bildungskonferenz durch eine Initiative des Staatlichen Schulamts aufgegriffen. Kultus- und Sozialministerium hatten im Herbst 2024 gemeinsam den Aufruf an die bayerischen Landkreise und Städte gesendet, sich als „Inklusive Region“ zu bewerben. Schulamtsleiterin Dr. Cordula Haderlein freute sich: „Dies wäre eine gute Gelegenheit, um das Thema Inklusion wieder sichtbar zu machen und daran weiter zu arbeiten!“ Denn bereits vor vielen Jahren gab es einen Arbeitskreis zu dem Thema. Dieser hatte sich aber aus verschiedenen Gründen aufgelöst. Im Gespräch mit dem Bildungsbüro war man sich schnell einig: „Inklusion ist ein weites Feld. Es besteht an vielen Stellen Bedarf nach Information und gegenseitigem Austausch. Wir nutzen unsere nächste Bildungskonferenz, um den Kommunikationsfluss zu verbessern, Perspektiven auszutauschen und Ressourcen zu bündeln,“ entschied Dr. Julia Schilling, Leitung des Bildungsbüros.

Die Realschule Gräfenberg bot sich als Veranstaltungsort an, da sie die einzige Realschule im Landkreis mit dem Schulprofil „Inklusion“ ist. Ein besonderer Dank der Veranstalter gilt der Schulleitung der Realschule Gräfenberg sowie dem Verwaltungsteam für ihre Gastfreundschaft und Unterstützung bei der Organisation der Veranstaltung, ebenso wie der Akademie für Ganztagspädagogik (AfG) mit Sitz in Gräfenberg.

Eröffnet wurde die Konferenz von Landrat Dr. Hermann Ulm mit einem ganz besonderen Grußwort. Nicht wenige wunderten sich über die ungewohnten Formulierungen des Landrats – denn sie waren in „leichter Sprache“ verfasst.

Das Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Sebastian Müller, Leiter des „Büros für Leichte Sprache“ der Stadt Regensburg. Selbst seit Geburt auf den Rollstuhl und eine persönliche Assistenz angewiesen, erläuterte er zunächst am eigenen Lebenslauf, wie Inklusion in der Schule gelingen kann. Im Verlauf des Vortrags sprach er weitere Themen an, wie beispielsweise einen angemessenen Umgang mit Menschen mit Behinderung, verschiedene Aspekte von Barrierefreiheit und schließlich auch „Leichte Sprache“.

Nach einer Kaffeepause, in der bereits an vielen Stellen heiß diskutiert wurde, verteilten sich die Gäste in vier Arbeitsgruppen zu verschiedenen Altersklassen und sprachen über Rahmenbedingungen und Herausforderungen bei der Inklusion der entsprechenden Personengruppen.

Bei den Kleinkindern (bis 6 Jahre bzw. bis zur Einschulung) trafen Mitarbeiterinnen aus Kitas und Jugendamt unter anderem auf Fachkräfte der schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) am Förderzentrum und der Frühförderstelle der Lebenshilfe. Es stellte sich heraus, dass es insbesondere an der Schnittstelle von Schule und Jugendhilfe (Kitas) vielfältige Lücken gibt, die man in Zukunft gemeinsam schließen will.

Die größte Diskussionsrunde hatte sich zur Altersgruppe der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen (6 bis 15 Jahre) zusammengefunden Hier wurde z.B. über die oft unklaren Zuständigkeiten und bürokratischen Hürden gesprochen. Immer wieder wurde deutlich, dass es darüber hinaus auch noch mehr Transparenz und Kommunikation zwischen den Hauptakteuren in dieser Altersgruppe – Schule und Erziehungsberechtigte – geben muss, damit die Verantwortung für den Bildungsweg des Kindes sinnvoll wahrgenommen werden kann.  Das Vertrauen der Eltern in diverse Einrichtungen müsse gestärkt und eine Überbelastung durch vielfältige Angebote vermieden werden.

Zum Thema Übergang Schule-Beruf erörterten in Forum 3 Vertreterinnen und Vertreter des Integrationsfachdienstes (ifd), der Agentur für Arbeit, der Schulaufsicht sowie Lehrkräfte, wie man Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf ihrem Weg in den Beruf begleiten kann. Neben dem Informationsaustausch über bereits bestehende Programme zur Beratung von Jugendlichen mit Förderbedarf wurde auch über fehlende inklusive Angebote zur Berufsorientierung (z.B. in Form einer Praktikumsbörse) im Landkreis Forchheim gesprochen.

Lebhaft diskutiert wurde auch im vierten Forum zur Teilhabe an Erwerbsleben und Bildung von Erwachsenen mit Behinderung. Es wurde unter anderem mehr Aufklärung über den rechtlichen Rahmen sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderung gesprochen. Viele Vorurteile, sowohl was den rechtlichen Rahmen als auch was die Möglichkeiten der Menschen mit Behinderung betrifft, erschweren hier die Integration. Auch hier wurden die komplexen und intransparenten Zuständigkeiten verschiedener Stellen kritisiert.

Zwei Aspekte zeigten sich über alle Arbeitsgruppen hinweg: Es fehlt überall an Ressourcen (Geld und Personal) sowie oftmals an gegenseitigem Verständnis, das wiederum aus fehlender Information resultiert.

Die vielfältige Beteiligung sowohl von Fachkräften als auch von Privatpersonen zeigt, wie wichtig das Thema Inklusion im Landkreis ist und wie sehr alle Akteurinnen und Akteure gemeinsam daran arbeiten möchten, eine inklusive Gesellschaft aktiv zu gestalten.

Das Bildungsbüro wird sich gemeinsam mit dem Schulamt und dem Jugendamt Gedanken machen, wie man die verschiedenen Akteurinnen und Akteure besser vernetzen, Ressourcen bündeln und Synergien nutzen kann, um den Landkreis Forchheim „inklusiver“ zu machen. Die Bildungskonferenz war der erste Schritt auf diesem Weg.

Haben Sie Interesse, sich an diesem Prozess zu beteiligen und waren bisher noch nicht eingebunden? Melden Sie sich bitte beim Bildungsbüro – gemäß unserem Motto: „Wir gestalten gemeinsam!“

Forchheim, 24.06.2025

Pressestelle

24.06.2025